Firma A. Weyermann Söhne

Das Unternehmen A. Weyermann Söhne ging aus der 1839 vom Kaufmann Wilhelm Specken und dem Tuchhändler Albert Weyermann gegründeten Weberei Specken & Weyermann hervor, die sich mit hochwertigen, in Heimweberei hergestellten und 1855 auf der Weltausstellung in Paris prämierten Seidenstoffen einen Namen machte. Nach dem Tod der Gründer übernahmen Weyermanns Söhne Paul und Albert das Unternehmen, erwarben ein Grundstück an der Süchtelner Straße (heute Tilburger Straße) und errichteten darauf 1898 ein repräsentatives Kontorgebäude sowie eine moderne, mechanisierte Fabrikanlage zur Produktion von Sammet- und Seidenstoffen.

Mitte der 1930er Jahre profitierte das Unternehmen von der nationalsozialistischen Aufrüstung und baute die Produktionsanlage ein weiteres Mal umfassend aus; nach dem Ende des zweiten Weltkriegs folgte mit der Rückkehr zur Zivilwirtschaft eine umfassende Modernisierung der gesamten Fabrik, in derer Verlauf nicht nur der Maschinenbestand auf den Stand der Technik gebracht, sondern auch das Kontorgebäude 1964 mit einem neuen, modern gestalteten Entree versehen wurde, das die Erneuerung des Unternehmens in zeitgemäßer Formensprache zum Ausdruck bringen sollte.

Die ausdrucksstarke Architektur des Baudenkmals repräsentiert einen zeitgenössisch modernen, überörtlich typischen Baustil gerade im Industriebau: einen Massivbau mit robuster Ziegelfassade und weiß gestrichenen Gliederungen und Ornamenten. Die Fenster sind charakteristisch groß, um für die angemessene Belichtung der Arbeits- und Werkräume im Inneren zu sorgen.

Ein überregional tätiges Architekturbüro wurde herangezogen und zeugt sowohl vom Niveau der Firma als auch von der damals bereits notwendigen Spezialisierung bei solchen Bauaufgaben. Die Insolvenz der Firma A. Weyermann Söhne im Jahr 2015 traf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen völlig überraschend. Nichts deutete für sie auf eine finanzielle Schieflage hin. Sie waren der einzige in Deutschland verbliebene Produzent von hochwertigen Futterstoffen für die Bekleidungsindustrie. Die Modelabels der Haute Couture gehörten zu ihren Kunden. Doch der Insolvenzverwalter erklärte das Unternehmen für nicht mehr zeitgemäß. Futterstoffherstellung in Deutschland sei nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Betriebsimmobilie sei zu groß und die Maschinen seien nicht mehr auf dem neuesten Stand.